(alü/mh) Nachdem Masterswettkämpfe in Zwickau und Dresden abgesagt wurden rechnete ich auch mit der Absage der Deutschen Kurzbahnmeisterschaften der Masters in Nordrhein-Westfalen. Aber sie kam nicht, und ich konnte mit der Bundesbahn nach Essen starten. Die Stadt Essen bot sich in üppigem Weihnachtsschmuck dar und hatte auch den Weihnachtsmarkt nicht abgesagt (Impfquote um die 70%). Es herrschte reger Einkaufsrummel zum Fest.
In der geräumigen Schwimmhalle mit zwei Schwimmbecken drängten sich die 787 Teilnehmer glücklicherweise nicht all zu sehr. Die Veranstalter hatten gut vorgesorgt: ein großes Zelt mit Heizlüftung war zusätzlich aufgebaut, Trainer (über 200 Vereine!) und Begleiter waren ausgeschlossen, der Ergebnisdienst lief nur übers Handy, in den Räumen galt überall eine allgemeine Maskenpflicht, die sich sogar auf die Siegerehrung erstreckte, und die geräumige Kantine durften nur 20 Personen gleichzeitig besuchen. Als Teilnehmer waren lediglich Geimpfte und Genesene zugelassen.
Schwimmhochburg NRW stellte mit über 300 Teilnehmern bei weitem die meisten Schwimmer.
Gekommen war vor allem Jugend der Altersklassen 20 bis 30 Jahre, die teilweise als Landeskader auch nicht eine Coronapause mit Schließung der Schwimmbäder erfahren hatten. Es war ein Genuss, ihre ausgefeilten Stile bewundern zu können, ich lernte für meine Schwimmgruppen dazu.
Über 65 Jahre waren nur noch wenige Schwimmerinnen am Start. Auch unter ihnen gab es vereinzelt Teilnehmer, die in der Coronapause in den Leistungszentren weiter trainieren konnten und in ihren Altersklassen sogar neue deutsche Rekorde aufstellen konnten. So waren die Voraussetzungen der Wettkämpfer sehr unterschiedlich. Manche hatten Schwimmbadschließungen von 8 Monaten zu ertragen. Ich selbst hatte mehr unter der Bahnsperrung nach Magdeburg zu leiden, die mich dieses Jahr im oft kalten Zerbster Freibad festhielt, wo ein vernünftiges Rücken- und Delphintraining unmöglich ist.
In der Altersklasse 75 gab es besonders wenige Teilnehmer, so trat über 50 m Freistil keine Schwimmerin an. In der AK 80 waren wir zu fünft, alle hatten schon irgendwann Meistertitel gewonnen und trotz der Erschwernisse der langen Pause nicht aufgegeben. Allerdings war ich die einzige Teilnehmerin des kleinen Mehrkampfes der Frauen, der aus 5 Teilen bestand. Die anderen Schwimmerinnen traten nur auf ihren Spezialstrecken an. So gewann ich die 100 m Lagen und 50 m Delphin im Alleingang mit unbefriedigenden Zeiten. Über 50 m Rücken, 50 m Freistil und 50 m Brust erreichte ich jeweils den zweiten Platz. In meiner Speziallage Brust schlug mich die 3 Jahre jüngere Elsbeth Flick mit einer Zeit, die ich ebenfalls mit 80 Jahren erreicht hatte. Aber ich war froh, dass wir wenigstens zu zweit waren und meine Zeit wie auch über 50 m Rücken noch unter der Minute blieb. Der Lagenmehrkampf bietet viele Möglichkeiten zur Disqualifikation, die vor allem die höheren Altersklassen traf. Dieses Mal hatte ich Glück, ich bestand die Stilwechsel mit ihren kompliziert festgelegten Wenden ohne Fehler und bekam im Alleingang den Titel im kleinen Mehrkampf wie schon 2018 in Freiburg.
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